Keine Angst vor Konflikten!... Konflikte sind normal und entstehen unweigerlich, wo zwei Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und verschiedenen Prägungen aufeinandertreffen. Harmonie entsteht nicht durch die Vermeidung von Reibung, sondern genau durch Reibung – im richtigen Mass…
Eine gute Kommunikation und Konfliktkultur ist dabei unabdingbar. Viele Konflikte entstehen aufgrund von Missverständnissen und mangelnder Kommunikation sowie aufgrund von Unwissenheit darüber, welche Stress-Muster durch den Partner, die Partnerin aktiviert werden. Es ist daher zentral, die eigenen Stressreaktions-Muster zu kennen, die meist eng mit unserer Biographie verknüpft sind. Männer und Frauen haben zudem aufgrund ihrer Sozialisierung oft ganz unterschiedliche Stressverarbeitungs-Strategien, die auf den ersten Blick nicht miteinander vereinbar scheinen.
Wenn wir aus der alten Spirale von Macht-Ohnmacht, von Recht haben etc. aussteigen wollen, kommen wir nicht umhin, uns emotional zu öffnen und wieder verletzlich zu werden. Erst wenn wir unsere wahren Gefühle und Bedürfnisse kennen und diese authentisch kommunizieren, kann Vertrauen und Verbundenheit jenseits von Abwehr und Selbstschutz treten.
Marshall Rosenberg entwickelte die gewaltfreie Kommunikation, die auf Empathie aufbaut und einen Leitfaden im Umgang mit Konflikten sein kann.
Michael Lukas Moeller und seine Frau Celia Fatia entwickelten mit den sogenannten „Zwiegesprächen“ ebenfalls eine wirksame Technik, um als Paar miteinander in einen einfühlsamen Dialog zu treten.
Wir alle sprechen verschiedene Sprachen in Liebesbeziehungen, die für uns bedeutsam sind und die uns tief im Inneren das Gefühl geben, dass wir geliebt und angenommen sind. Seine eigene Sprache der Liebe und die des Partners, der Partnerin zu kennen, hilft, einander besser zu verstehen und miteinander statt von aneinander vorbei zu kommunizieren.
"Die Fähigkeit zur partiellen Abhängigkeit ist Voraussetzung für Beziehungsfähigkeit..." (Ingrid Riedel, Autorin, Psychotherapeutin). Auch wenn wir in der heutigen hochindividualisierten Zeit nicht mehr im gleichen Masse voneinander abhängig sind wie z.B. noch unsere Eltern oder Grosseltern, so ist es ein Irrtum zu glauben, wir seien völlig unabhängig von andern. Manche Menschen verwechseln Unverbindlichkeit und Bindungsangst mit Unabhängigkeit und Autonomie. Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sind notwendig für eine gelingende Beziehung, in der wir Sicherheit finden können. Ein gemeinsames Commitment für die Beziehung, also der freie Wille und die Fähigkeit, für das Gegenüber und die gemeinsame Beziehung Fürsorge und Verantwortung zu übernehmen ist Voraussetzung für eine tragfähige Bindung. Das bedeutet, auch in Beziehung zu bleiben, wenn eigene Bedürfnisse nicht immer so befriedigt werden, wie wir es gerade wünschen und uns selber zu reflektieren. Eine Beziehung ist wie ein Feuer, das gehütet und gepflegt werden muss. Beide Partner sind dafür verantwortlich, dass die Glut nicht ganz ausgeht und von beiden Seiten genährt wird.
Die Biographie unserer ersten Beziehungserfahrungen spielt immer mit in eine Partnerschaft hinein. Oft projezieren wir alte Erfahrungen unbewusst auf unser Gegenüber. Je bewusster uns diese alten Muster werden und je besser wir uns selber zu verstehen und zu lieben beginnen, desto mehr können wir unsere(n) Partner(in) als den Menschen sehen, der sie oder er wirklich ist, desto mehr kann Liebe frei von Vorstellungen und falschen Erwartungen fliessen. In keiner anderen Beziehung sind wir so verletzlich wie in einer nahen Paarbeziehung. Wenn wir in der Beziehung feststecken und wir nicht weiterkommen, ist meist unser inneres Kind, das zu wenig geliebt und gefühlt wurde, in seiner Verletzung aktiviert. Das Anerkennen ALLER Gefühle, die uns seit der Kindheit begleiten, ist ein wichtiger Schritt in der Selbstreflexion. Der Anfang jeder Liebe zu einem Du beginnt mit der Selbstakzeptanz und der Selbstliebe.
Eine erwachsene und reife Beziehung zeichnet sich durch einen respektvollen, achtsamen Umgang und ein ausgewogenes Nähe-Distanz-Verhältnis aus. Wir verlieren uns dann weder in einer Symbiose mit dem Gegenüber noch müssen wir uns starr abgrenzen. Anstelle von Mitleiden oder Leidenschaft mit On-Off-Charakter tritt dann echtes Mitgefühl und eine verlässliche Beziehung, in der wir unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen formulieren, ohne diejenigen des Partners, der Partnerin ausser acht zu lassen. Hier die gute Mitte zwischen Überflutung und Verlassenheit zu finden, ist eine herausfordernde, aber lohnende Aufgabe als Paar.
Co-Abhängigkeit und Agency-Muster in Beziehungen entstehen immer da, wo wir uns aufgrund alter Kindheitserfahrungen zu sehr anpassen, unsere eigenen Bedürfnisse nicht wahrnehmen, um Liebe und Zugehörigkeit zu erhalten. Frei wird unsere Liebe jedoch erst, wenn wir uns selber und unsere Bedürfnisse nicht länger verleugnen und frei von Angst in eine wirkliche Beziehung treten.
Nach der Leidenschaft der ersten Beziehungsjahre kehrt oft ein Stück Alltag ein und damit auch das Nachlassen des Feuers. Die sexuelle Anziehung wird allenfalls weniger, die Herzensbindung tritt mehr in den Vordergrund. Für eine anhaltend erfüllende Sexualität spielen immer verschiedene Beziehungsfaktoren eine große Rolle.
Für viele Paare ist Nähe und Intimität an die Sexualität gekoppelt. Es ist jedoch enorm wichtig, dass Nähe und Intimität in der Partnerschaft auch losgelöst von der Sexualität erfahren werden können. Oft bestehen vorgefertigte Bilder, was eine erfüllte Sexualität bedeutet. Die Realität im Beziehungs-Alltag sieht dann meist anders aus. Sehr oft gestalten sich die vordergründigen Bedürfnisse von Frau und Mann unterschiedlich. Das Wissen um die energetischen Zusammenhänge aus der tantrischen Lehre kann eine Grundlage für das Verständnis für die Bedürfnisse der Partnerin, des Partners schaffen. Dabei hilft es, als Paar frei zu werden vom Druck und irgendwelchen festen Vorstellungen, wie die Sexualität in der Partnerschaft gelebt werden soll. Es gilt, zusammen einen ganz individuellen Weg zu finden.
Es gibt verschiedene Arten von Sex. Die bekannte Autorin und Seminar-Leiterin Diane Richardson unterscheidet zwischen «heissem» und «coolem» Sex. Beim «coolen» Sex geht es darum, zusammen einen absichtslosen Raum zu kreieren, weg vom orgasmusorientierten Sex hin zu bewusster Nähe und Präsenz im Zusammensein, die alles offen lässt, ganz im Sinne von «nichts muss, alles kann»… Manchmal kann es dabei unterstützend sein, zusammen einen Erfahrungsraum zu kreieren, in dem bewusst Zeit für die Liebe «eingeplant» wird. Die Erkenntnis, in der Liebe und Sexualität nirgendwo ankommen zu müssen und das Entdecken der Langsamkeit bringen oft neue Erfahrungen von wirklicher körperlicher Nähe und Intimität, die aus dem Herzen genährt wird.