Mittlerweile ist die Diagnose AD(H)S als mögliche Störung weit verbreitet. Waren es früher hauptsächlich Kinder und Jugendliche, so erhalten heute auch immer mehr Erwachsene diese Diagnose. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit einem ADS oder ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) sind für Eltern, KindergärtnerInnen, LehrerInnen und das gesamte Umfeld oft eine grosse Herausforderung. Doch was bedeutet eine ADHS Diagnose, früher unter dem Begriff POS (Psycho-Organisches-Syndrom) zusammengefasst, gibt es Alternativen zur Verabreichung von Ritalin?
ADHS ist der Sammelbegriff für eine Vielzahl von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, bei dem sich selbst Fachkräfte streiten, wie weit es klare Diagnosen gibt und medikamentöse Therapien helfen. Die Diagnose ADHS stieg explosionsartig an, als 1987 die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung das «Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom» als psychische Krankheit definierte. Über 90% aller Symptome bei ADHS weisen eine Übereinstimmung mit den Symptomen von Post-Traumatischen-Belastungs-Störungen (PTBS) auf. Posttraumatische Belastungsstörungen können sich sofort nach dem Ereignis oder aber auch erst um vieles später äussern und den Körper in einer dauernden Stressreaktion festhalten.
Bei Methylphenidaten wie Ritalin, Concentra, Medikinet, Equasym etc., die bei ADHS eingesetzt werden, handelt es sich um amphetaminartige Substanzen, deren Wirkungen mit denen von Kokain vergleichbar sind. Ritalin ist kein Heilmittel, sondern fällt in der Schweiz unter das Betäubungsmittelgsetz. Seit 1996 stieg der Verbrauch von Methylphenidaten um 1200%! Ob bei den langfristigen Auswirkungen eine gewisse Suchtgefahr besteht, ist selbst unter Experten eine stark umstrittene Diskussion. Die Verabreichung von Ritalin etc. kann in besonderen Fällen angezeigt und hilfreich sein, wenn verschiedene andere Therapie-Ansätze nicht helfen. Angesichts des massiven frühen chemischen Eingriffs in die Entwicklung des Gehirns stellt sich jedoch die Frage, welchen Stellenwert der Einsatz von Ritalin hat und ob nicht andere, weniger invasive Behandlungsansätze verstärkt gewichtet werden müssten, bevor Ritalin zum Einsatz kommt.
Die Hintergründe von hyperaktivem Verhalten kann viele verschiedene innere und äussere Ursachen haben (die sich unter Umständen gegenseitig verstärken), wie z.B. falsche Ernährung, Allergien, Nahrungsmittelzusätze, Umweltgifte, Probleme mit Zucker, übermässiger Medien-Konsum, Reizüberflutung, zu wenig Bewegung, Lernschwierigkeiten, Unter- oder Ueberforderung, familiäre Schwierigkeiten. Neueste Forschungen tendieren dazu, dass ADHS auch genetisch vererbbar ist. So müssen immer ganz verschiedene Faktoren miteinbezogen werden. Viele ADHS Kinder haben frühe Traumata erlebt, sei es durch schwierige Schwangerschafts- oder Geburtsumstände oder Trennung eines Elternteils, operative Eingriffe, Unfälle etc. Nicht selten zeigt sich auch bei ADHS auch generationenübergreifendes Trauma.
Immer ist auch der Fokus weg vom Kind auf das ganze System zu richten und es im Zusammenhang seines Umfeldes zu sehen und zu behandeln. Wir alle gehören zu einem grösseren System, mit dem wir eng verbunden sind und das durch ein subtiles Gleichgewicht gehalten wird. Ein intaktes System kann eine enorme Ressource sein für ein Kind, das Anzeichen eines ADHS aufweist. Kinder sind das schwächste und somit anfälligste Glied im System. Das Miteinbeziehen des direkten Umfeldes bei einer ADHS-Diagnose ist auch deshalb wertvoll, da Kinder und Jugendliche oft Symptom-Träger sind für schwierige Dynamiken innerhalb eines Systems. Bei einem derart massiven Anstieg von Kindern und Jugendlichen mit einer ADHS-Diagnose kommen wir auch nicht umhin, das Stresspotential in unserer westlichen Gesellschaft, innerhalb der Familie und Schule, kritisch zu hinterfragen.
Gemeinsam ist bei vielen möglichen Ursachen, dass das Nervensystem unter erhöhtem Stress steht. Über die energetische Körperarbeit kann in den vielen Fällen eine Entspannung und eine allgemeine Verbesserung erzielt werden. Das Fördern der sensorischen Körperwahrnehmung ist ein zentraler Bestandteil der Körperarbeit. Es ist von grundlegender Bedeutung, ein sicheres Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen, die eigenen Grenzen zu erfahren, Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu gewinnen und zu lernen, den eigenen Stress zu regulieren. Deshalb sind Entspannungs-, Stressregulations-Techniken sowie die bewusste Arbeit mit dem Körper und dem Nervensystem oft eine hilfreiche, ergänzende Alternative bei der Behandlung von ADHS. Ganz wichtig ist es zudem immer, nach den möglichen Ursachen zu forschen und diese zu therapieren.